Freitag, 31. Oktober 2014

Herz.los

Eigentlich wartet hier mein Blogbeitrag Herzens.sache auf Veröffentlichung, aber mir kamen ja der Fuß meines Sohnes dazwischen. Und deshalb ist es mir wichtig, etwas aufzugreifen, was mich, aber nicht nur mich, seitdem beschäftigt.
 Sein Bettnachbar bis gestern. Klar...man liest viel- auch über Kindesmisshandlung, aber wenn man das alles so live aus dem Mund eines 10-jährigen hört, erschüttert es einmal mehr.
Da ruft also ein Kind die Polizei, weil es vom Stiefvater geschlagen wird- auf den Kopf, auf den Rücken auf die Knie. Kein "mal sich vergessen", sondern in scheinbarer Regelmäßigkeit.
 Die Mutter brachte tags darauf einen Rucksack Klamotten- also zwei T-Shirts,  ne zerfetzte Jeans.. Sie war wohl nur zum Gespräch beim Arzt und nach nicht mal 10 Minuten wieder verschwunden. Besuch bekam der Junge nicht. Er hätte Adhs und er hat meinen Sohn dort regelrecht umsorgt. Er schien recht klug, fast redete er wie ein Erwachsener.
Einmal hätte ihn der Stiefvater, der vor dem jetzigen Stiefvater, in den Kindergarten gebracht mit den Worten: " Heute Nachmittag wirst du von jemanden anderen abgeholt. Lass dich überraschen."
Die Überraschung war das Kinderheim.

Mein Sohn muss ja länger im Krankenhaus bleiben und immer wenn wir versuchten, ihm Mut zu machen, kam aus dem Nachbarbett ein " Du hast es gut"

Das Jugendamt war da, der Junge geht zur Oma....erstmal. Die hatten aber am Mittwoch, da hätte der Bub schon entlassen werden sollen, keine Zeit, sondern noch ein bisschen was vorzubereiten für die Ankunft des Enkels, sagte der Oberarzt ihm. Deshalb blieb er gerne noch einen Tag. Gestern kam dann Oma,eine sehr junge Oma mit Blumen. Hui, dachte ich noch so bei mir. Blumen...naja...besser als nichts, auch wenn er auf Kopfhörer gewartet hat all die Tage. Da erzählt Oma ihm doch allen ernstes - ohne den Jungen zu herzen oder auch nur anzuschauen, dass es gestern nicht ging, Opa war mit nem anderen Enkel im Kino und es geht auch nicht gleich heim. Sie möchte noch zu Onkel sowieso auf Station x, der dann die Blumen bekommt.
Einmal fragte mich der Junge, ob er mit meinem Handy seine Mutter anrufen kann- wegen den Kopfhörern. Er stellte das Handy auf laut und was ich da hörte, beschert mir jetzt noch Gänsehaut. Sowas kurz angebundenes. Mutti meinte, sie bringt Kopfhörer, müsste aber jetzt aufhören, um noch bissl weiter zu arbeiten. Der Junge fand das komisch, weil sie ja Urlaub hat diese Woche. Auf meine Frage was Mutti macht, kam die Antwort,: im Pflegedienst. Das fand ich wiederum komisch weil im Hintergrund hörte man ein kleines Kind. Und er hat ja komischerweise ne kleine Schwester. Von so jemanden will ich im Alter mal nicht gepflegt werden!
Komische Familie. Wobei das Wort Familie da nicht das richtige Wort.Wie kann man nur so herzlos sein. Der Junge weiß und spürt, dass er nirgend willkommen und wäre lieber in Schule, im Krankenhaus, im Kinderheim- das sagte er auch so.
Arm dran ist immer noch besser als Arm ab?
Manch Kind ist wirklich arm dran, am liebsten hätten wir ihn mitgenommen.
Da kommt dann der Gedanke Pflegefamilie. Wir sind da bestimmt zu alt dafür, und auch unsere Baustellen sind eher riesig. Gerade unser Autist wäre wohl damit total überfordert. Aber er wird ja auch mal erwachsen.

Ich ziehe vor allen den Hut, die solchen Kindern das Leben lebenswert machen.Es gibt sogar Familien, die nichtgewollte behinderte Kinder aufnehmen.

Mit dem Fuß geht es übrigens aufwärts. Sechs Riesenstiche beschreiben nun die vorangegangenen Schmerzen und die Krück....also die Geh.hilfen stehen bereit.

Achja

Happy Vampirus


1 Kommentar:

  1. Da wird es einem ganz schlecht...:-(...und mein Herz krampft sich da zusammen...aber warum muss man dann als Pflegefamilie noch ständig bemüht sein, zur "Herkunftsfamilie" regen Kontakt zu halten bzw dem kind zu ermöglichen wenn man weiß dass es ihm nicht gut tut?? Ich hoffe für den Bettnachbar dass er es schafft, später sein eigenes Leben zu führen..weiß auch nicht wie ich das am Besten ausdrücken soll...

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