Montag, 31. März 2014

Ich packe meinen Koffer...

 Anlässlich des Welt-Autismus-Tages vorgekramt.

Ich packe meinen Koffer....
...und nehme mit:


meinen Mp3- Player.


Nächste Woche ist Klassenfahrt angesagt. Wie ich mich freu.

Sohnemann ist 11 und hatte bis jetzt folgende Auswärtsschlafversuche unternommen:

ein Krankenhausaufenthalt, ein mißglückter bei Oma, einer beim Vater seines Freundes- dieser endete mit einem Krampfanfall und der Urlaub im letzten Jahr.


Um halt neben den Ohrstöpseln den Koffer vollzubekommen, beschloss ich kurzerhand mit meinem Sohn ein wenig zu shoppen. Erstens hat er mich da mal allein und keine nervigen
Geschwister um sich rum, obwohl...im Prinzip braucht er nüscht, wie er sagt. Naja- Mütter sehen das ja irgendwie anders und so ist er mitgetrabt.


Auf unserem Einkaufszettel im Kopf stand:


eine Regenjacke

Zahnpasta

Bettwäsche

Essen


Vielleicht fragen sich jetzt manche Mütter, wieso hat der Junge das nicht alles schon, gut Zahnpasta kann ja gerade leer sein, Essen aufgegessen und die Jacke bestimmt zu klein. Wer weiß.


Ich sag euch was:


Bettwäsche ist genug im Schrank, aber....die ist hässlich. Erzbengel hat einmal Bettwäsche und das reicht. Seine Bettwäsche hat schöne gleichmäßige Kreise in Orangetönen und
Frau Mutter kann die ja morgens abziehen, waschen, trocknen und dann fix noch in den Koffer packen. Im Laden hat er sich selbige nochmal ausgesucht. Leider gab es nur noch Übergröße und so konnte ich ihn zu einfarbiger Bettwäsche überreden- im Orangeton. Noch Fragen?


Zahnpasta war wirklich fast leer.


Eine Regenjacke hat er nicht, wird er aber wohl brauchen. Nicht, das wir zu Hause keine Regenjacken haben, aber die stehen dem jungen Mann nicht an.


Er selbst hatte noch nie eine an. Wozu auch? Er hat drei Kapuzenpullover und einen Anorak mit Kapuze- das reicht. Aber vielleicht finden wir ja eine, die ihm dann doch gefällt. Schwarz und ohne irgendwas. Kein Aufdruck, kein Zipper, kein nichts.

Ha: gesehen, anprobiert, gekauft. Wunderbar! Dass besagte Jacke eine Jacke für Damen war, hab ich ihm kurzerhand verschwiegen.


Essen: Wir haben Vollverpflegung bezahlt, aber als besorgte Mutter- nicht das der Junge noch verhungert...lach

Ich weiß jetzt nicht mehr genau, was wir alles gekauft haben, Bifi‘s, Milchschnitte, Würstchen, saure Apfelringe von Haribo
(ein bißchen Obst muß sein) und noch mehr.

Ich kann jetzt nur soviel sagen: Er hat‘s überlebt.!


Montagmorgen startete er mit Rollkoffer zur Bushaltestelle. Mein Angebot, ihn mit dem Auto zur Schule zu fahren lehnte er dankend ab, er fährt ja sonst auch mit dem Taxi. Gut- wenn er meint. Mein Mann meinte noch, dass spätestens abends das Telefon klingelt, so ein Quatsch! Erzbengel wird doch auch älter, und Klassenfahrt ist ja immer noch besser als Schule.

Wißt ihr was?

20 Uhr irgendwas klingelte mein Handy. Ach!


Schatzi holt sich schonmal frische Socken aus‘m Schrank- ohne zu wissen, wer dran ist- die Klassenlehrerin. Es hat alles den ganzen Tag geklappt, aber jetzt abends will er sich nicht waschen. Im Hintergrund hörte ich mein mürrisches Kind. Wir vereinbarten später
nochmal zu telefonieren. Wenn alle Stränge reißen, holen wir ihn ab.

Alle Stränge rissen- sprich...,er war nicht zum Waschen zu bewegen...auch nicht allein...in der Gemeinschaftsdusche. Wir haben keine Dusche, und gebadet wird nunmal nicht jeden Tag.

Also fuhren wir los. Im Freizeitzentrum erwartete uns eine Lehrerin vor dem Haus, im Haus ganz oben erwartete uns Erzbengel auf gepacktem Rollkoffer. Das Murren war weg. Die Lehrerin meinte, sie hätte noch nie ein Kind so fix und akurat seinen Koffer packen sehen. Zu Hause gings dann nur noch ins Bett. Gebadet hat er morgens, er durfte tagsüber wiederkommen zur Klassenfahrt. Burgbesichtigung ließ er über sich ergehen, aber zur Ruine hatte er keinen Bock mitzulaufen. Er durfte allein vor der Burg warten und im Prinzip hätte er auch da nichts verpasst, wie eine Lehrerin meinte.

Abends holten wir ihn wieder ab.


Nach.tag


Zahnpasta wurde daheim noch benutzt, Regenjacke liegt fein im Schrank, Essen ist aufgegessen, Bettwäsche hat er kurzerhand seinem großen Bruder geschenkt.

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