Samstag, 9. Juli 2016

Hufeisennachlese

Ich hatte es euch ja schon kurz mitgeteilt. Der 5. OP- Termin fand nun tatsächlich statt.

Am Montagnachmittag klingelte mein Handy. Wir waren gerade auf dem Parkplatz eines Baumarktes, weil wir in selbigem einen kleinen Kirschbaum kaufen wollten. Matheo schmecken Kirschen und er will unbedingt Kirschkuchen backen- wie Leo Lausemaus. Am anderen Ende war eine Ärztin der Kinderklinik und die meinte,  die Urologen wollen am Donnerstag operieren. Also das ganze Prozedere der letzten Wochen nochmal. Mittwoch alle Untersuchungen und Aufklärungen und Donnerstag halb 7 im Krankenhaus sein. Wumm.
 Die Koffer hatte ich am Wochenende ausgepackt, weil wir eigentlich beschlossen haben, jetzt in den Sommerferien nun nicht, erst danach. Das sagte ich auch so und die Ärztin wollte Rücksprache mit den Urologen nehmen für eine gemeinsame Terminbestimmung. Mein Mann lief mit den Kindern schon vorweg und als ich ihm das sagte, meinte er: Komm, dann ham wir's endlich weg!"

Kirschbaum gab's keinen gescheiten. Aber nen Rückruf.

Ab nach Hause zum obligatorischen schnellen letzte Wäsche waschen.

Dienstagvormittag halb 11 klingelte mein Handy. Vito's Urologe- der Mann, mit dem ich mich seit mehreren Monaten schon telefonisch unterhalte- zu Tages-und Nachtzeiten. Sie wollen schon am Mittwoch operieren. Da hätten sie nur Vito im Op und eben dann auch die entsprechende Zeit. Wir sollen doch schon heute kommen, um 12 für alle notwendigen Untersuchungen und Aufklärungen.
Jaaa, müssen aber bis 12 schnell noch Kind aus dem Kindergarten holen!

Wir waren danach nochmal letzte Besorgungen machen. Irgendwie wussten wir aber garnicht, was wir noch brauchen.

Die Nacht zum Mittwoch war lang, auch tränenreich. Mutti Gans hatte einfach Angst um ihr Küken, welches da neben ihr nichtsahnend im Bettchen schlummerte.

Ich hab meinem Baby versprochen, das wir Handlinge das gemeinsam schaffen und er nicht allein ist.



 ...und natürlich hatten wir auch Papa im Gepäck


Ich hatte mir vorgenommen- keine Krankenhausbilder hier, bis Vito wieder lachen kann.

7.53 Uhr fuhren wir Vito in den Op. Die Stunden ohne Vito waren furchtbar. 
12.48 Uhr rief eine Schwester an, dass die Op gut verlaufen und Vito nun gerade in den Aufwachraum gefahren wurde, sie möchten ihn da aber schlafen lassen. Die ursprüngliche abgesprochene Vorgehensweise war, dass wir da wieder bei ihm sein können, demzufolge waren wir sichtlich genervt und Papa auch auf dem letzten Sprung. Aber in erster Linie waren wir erleichtert, da der zeitliche Rahmen von 4-5 Stunden nicht überschritten wurde. Halb 2 beschlossen wir, im Zimmer auf Vito zu warten.

Da ward er gerade gebracht. Als er uns sah, begrüßte er uns mit einem zarten 

 "Haallooo"

Dieses Hallo ging durch Mark und Bein und  Tränen konnte ich erstmal nicht mehr zurückhalten. Tränen der Erleichterung.
...und Vito durfte mit unseren warmen Händen erstmal schlafen. 

Dieses Hallo war so schön, dass ich zu Vito sagte, ich lasse mir das Wort auf meine Haut tätowieren.

Später kam unser Urologe vorbei und meinte lächelnd, wenn er so da liegt, sieht er aus wie ein Mädchen.
 Das kennen wir ja schon. ☺


Er sagte uns, dass alle Komplikationen, die Vito und Vito's Niere so mitbrachte, sind nicht eingetreten- sprich das Hufeisen musste nicht geteilt werden, von der Niere musste nichts weg, keine Zysten und auch das bereitgestellte Blut war deshalb nicht erforderlich. Puuh.
Eine Herausforderung scheint es doch gegeben zu haben. Wir zählten 20 Einstiche für das Legen von 2 Flexülen, welches wohl  letztendlich in beiden Füßen erst klappte. Das hätte ich denen auch vorher sagen können und ich hoffe, Vito war da wenigstens schon etwas benommen.

Vito bekam schon im Op einen Schmerzblock und auch sonst wurden großzügig  Schmerzmedis verabreicht.. gut..  es gibt ja auch noch das recht eingeschränkte Schmerzempfinden. Jedenfalls sah es am Donnerstagmorgen nach Op schon so aus. Deshalb klingelte ich erstmal bei der Schwester, ob Vito das auch schon darf.


Vito erholte sich von Stunde zu Stunde und während der Donnerstag doch noch recht gechillt war, wurde er Freitag zusehends mobil. 


An unserem Krankenzimmerfenster entdeckte ich ...passend zur Hufeisenniere dieses Hufeisen in Window Colour und da die Werte perfekt waren, konnte die Überwachung auch am Freitag schon ab.



So ein Teil hier haben wir nicht zu Hause, deshalb war dies auch eine zeitlang interessant


Der Samstag war schon recht anstrengend mit dem genesenden Kerl, am Sonntag war es ein Unding, ihn den ganzen Tag im Bett zu bespasen. Er machte Klimmzüge an der Wandleuchte und war auch sonst doch recht aggressiv. Deshalb fragten zwei Schwestern die diensthabende Ärztin, ob wir einen Spaziergang machen dürfen. Ich selbst hab mich das nicht getraut zu fragen. Vito hat ja extra auf seine Lieblingskinderärztin gewartet mit der Op- sie war im Urlaub vorher. Sie müsste erst nen Urologen fragen und guckte auf ihren Schriebs, wer Dienst hat. Dr. Sowieso. Ich meinte dann nur, dass sie nicht anrufen braucht. Wer Vito nicht kennt, sagt da sowieso "nee" und da ja eh alles Mögliche nur mit dem Chefarzt besprochen werden musste, der ihn operierte.
Naja.
Kinderärztin sagte: "Richtig gut einpacken!"....



Und so verbrachten wir  nach 4 Tagen Gefanganschaft eine Stunde im Freien.
Lieblingskinderärztin fragte danach:
 " Vito, hat das Eis geschmeckt?"

"Jaaaha!"

Am Montagmorgen hat sich Vito den Blasenkatheder selbst gezogen. Ach der sollte eh an dem Tag raus und Dienstag soll es nach Hause gehen. Boah. Wir hatten Klamotten für 10- 14 Tage mit. So wie es uns gesagt wurde. Die waren aber schnell gepackt ☺


Vito's  Schutzengel und die ganSe mentale Kraft von all den vielen lieben Menschen, die in Gedanken bei uns und das große Gottvertrauen haben ganze Arbeit geleistet.

Die Stunde "Warten auf den Arztbrief" war wie eine halbe Ewigkeit.


Mein Essen erinnerte meinen Mann und mich zuweilen an unsere Kennenlernzeit.



Vito hat das Essen in der Fremde komplett eingestellt. Seine Essensvielfalt  ist ja eh sehr eingeschränkt und das Essverhalten noch jenseits jeglicher Norm. Aber so schwarz auf weiß sieht das schon krass aus. Hat aber Keinen gejuckt. Trinken war wichtig. Und zu Hause wurde das auch schon wieder nachgeholt. Da schmeckts. 
Matheo hat sogar mit Papa gegrillt...ganz ohne Mama. Sauerei!


Wenn Mama nicht zu Hause, dann gibt's auch mal schriftliche Konversation. Als ich dem 13-jährigen antwortete , dass er ein toller großer Bruder, kam prompt folgende Antwort: " Merke dir das am Besten für die Zeiten, wenn es mal nicht so gut klappt!" 

Ja.

Wir sind wieder zu Hause angekommen im Alltag und jetzt hoffen wir mal, dass Papa Gans auch noch ganz gesund wird, um wenigstens mal ne Woche Auszeit  noch bei der großen Schwester zu genießen.

Papa hat sein Versprechen schon eingelöst- nach überstandener Op bekommt Vito einen Traktor. Ich schaue ja immer, dass bei der Spielzeugauswahl gleich therapeutische Zwecke miterfüllt werden. 

Naja. 

Er kann tatsächlich schon in die Pedale treten!


Also man merkt uns allen unsere absolute Erleichterung, Freude und Glück an, dass unser Vito diese große Sache in total rasantem Tempo bewältigt hat. So rasant wie alles bis jetzt. Im Krankenhaus und auch sonst. Er hat nicht nur Schwestern und Ärzte begeistert.

Deshalb zu guterletzt hier meine absoluten Lieblingsbilder aus dieser nervenaufreibenden Zeit.


Matheo hat Mama vermisst. Er wusste garnicht mehr, wie die aussieht..nach zwei Tagen ☺


Ich grüße  euch ganz herzlich und bleibt alle schön gesund.

Eure Gans

So...für die paar Zeilen habsch  eine Op-Länge gebraucht...mit mobilem Kind. Jetzt noch Fehlerbeseitigung 😀



2 Kommentare:

  1. Mensch das ist so schön zu lesen dass es reibungslos und schnell ging! Freu mich für euch ! :-)

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  2. Puh, da möchte man nicht tauschen, diese Sorgen die man da hat und das Kopfkino und so hilflos. Super,dass er wieder lachen kann und ihr wieder zu Hause seid, bevor Eure Gesichter ganz vergessen werden ;-)
    Martina

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