Donnerstag, 23. Juni 2016

Hufeisen.update/5

Vorsicht...laaaaang

Op- Termin geht in die nächste Runde.

Letzte Woche Montag ruft abends der Kinderurologe an, wir sollen schon einen Tag früher ins Krankenhaus kommen, also am Dienstag, da sie gerne von den Nieren vorab noch ein Mrt machen wollen mit Sedierung. Termin Mittwoch 7.30 Uhr. Naja, kommt auf einen Tag mehr oder weniger eh nicht mehr an.
Wir durften Vito bis in die Radiologie tragen und auch dort bis erst alle soweit waren, auch bleiben. Danach nahmen wir draussen Platz, mein Mann ging eine rauchen. Mir gegenüber saß eine dicke ältere Frau in einem Transportrollstuhl. Sie schaute mich freundlich an und sagte:" Ich weiß,  wie es ihnen jetzt geht." Wir kamen ins Gespräch, sie hatte einen Beutel an der Seite und ich dachte, sie hat es bestimmt auch mit den Nieren. Sie hat aber ganz  viele Baustellen. Sie erzählte aber auch von ihrer Tochter. Eigentlich wollten sie und ihr Mann 5 Kinder. Ihre Tochter kam mit Sauerstoffmangel zur Welt, entwickelte daraufhin einen Hydrocephslus, der wiederum später den Sehnerv abdrückte und sie deshalb blind ist. Sie sitzt im Rollstuhl, konnte sprechen, hat aber 10 Jahre auch nicht gesprochen. Ihr Mann hätte vor 8 Jahren seinen gut bezahlten Job in der Pflege aufgegeben, um ganz für seine Familie da zu sein. Sie müssen sich sehr einschränken. Aber sie sparen und so bleiben doch monatlich 150 Euro übrig. Sie leben bescheiden, aber sie haben alles was sie dann brauchen und sie sind glücklich trotz ihrer vielen Schiksalsschläge. Ich habe irgendwann nur noch zugehört und aus der halben Stunde im Mrt, wo alle total nett Vito und uns im Empfang genommen haben, wurde dann doch mehr als eine Stunde, in der die Frau mir von sich und ihrem Leben erzählte. Alles würden sie und ihr Mann gemeinsam bewältigen. Nur so geht's und auch nur so ist alles machbar.

Bei der Erwähnung von Hydrocephalus  kommen  ja bei mir unwillkürlich die eigenen Erlebnisse wieder, als wären sie gestern gewesen. Unser Hannes kam ja mit dieser zur Welt. Es war nur Hirnstamm angelegt. Hannes wurde nur drei Jahre alt. Irgendwie schickt mich unser Vito immer und immer wieder in die Vergangenheit. Meine große Tochter meinte zur Geburt mit der Diagnose Trisomie 21: "Naja, das sind solche fröhliche Menschen. Vielleicht sollen wir einfach wieder mehr lachen" . Meinen allergrößten Wunsch, dass mich unser Hannes nur einmal anlächelt- den konnte er mir nämlich nicht erfüllen.

Am  Dienstag wollten wir den Nachmittag irgendwie rum bringen...die Aufregung is ja doch schon seit Mai permanent da ...und sind zum Bummeln gefahren. Kaum aus dem Auto raus, fing Vito an zu nörgeln, und da er sehr heiß war, haben wir kurzerhand  ein Thermometer und Fiebersenker in der Apotheke gekauft und haben unseren Einkaufsbummel abgebrochen mit 39.8. Gestern sollten wir wieder vorstationär kommen. Alle Aufklärungen nochmal für die für heute angesetzte Op. Vito war fit, hatte noch etwas Temperatur, aber natürlich musste ich der Ärztin vim Fieber erzählen. Wir hatten aber auch vorab überlegt, ob wir es garnicht erst sagen. Die junge Ärztin ging dann telefonieren und kam mit den Worten wieder, dass sie der Op so nicht zustimmen. Sie wollen Urin, um festzustellen, ob das Fieber von den Nieren herkommt. Urin auffangen is ne Katastrophe. Urinbeutel funktioniert nicht und Vito pullert prima auf den Topf, aber nicht auf Kommando und für drei Röhrchen reichte das dann auch nicht. Mit Urinbeutel sind wir dann erstmal in die Cafeteria. Vito bekam ein Eis. Zurück zur Station is mein Mann außen entlang gelaufen und ich sagte, ich nehme lieber mit Vito den Weg durchs Krankenhaus, da isses nicht so heiß. Da saß die Frau vom Mrt. Vor ihr Koffer und Tasche. Da bin ich kurzerhand hingegangen und habe gefragt und sie fragte, ob Vito alles gut überstanden hätte. Als ich ihr dann erzählte, dass noch keine war, dass die Morgige auch ausfällt und das ich denke, dass Vito den Zeitpunkt bestimmt und der soll scheinbar jetzt noch nicht sein, sagte sie:" Ja...oder der da oben." Ich sagte dann "Oder so!" Ich fragte nach ihrer Konfession und ich sagte dann, dass wir weiter müssen, der Papa wartet vorn am Fahrstuhl und da meinte sie: " Ach. Ihr Mann ist auch mit!"  " Ja, diese Wege gehen wir alle gemeinsam. Da verzichten wir lieber auf paar Euro!" Während ich noch sprach, fiel mir ein, dass sie selbiges mir ja vor ner Woche von sich sagte. Sie öffnete noch ihre Tasche, nahm eine kleine Bibel und segnete Vito. Und mich drückte sie Und schon kam auch ihr Abholer.
Irgendwie sollten wir uns ein 2. Mal begegnen. Tränen konnte ich nicht unterdrücken. Zuviele Emotionen.

Und unser Hannes musste diese Wege, die wir mit Vito nun gehen, alle ganz allein gehen... Das tut mir weh!

Vito hat hier eine Mission. Da bin ich mir sicher.

Vito's Urin war in Ordnung und die Schwestern waren auch sehr verständnisvoll. Wir Eltern sind mit den Nerven am Ende. Sogar in der Anmeldung werden wir schon mit unserem Namen angesprochen, wenn man uns sieht. Wir wollten nach wieder über zwei Stunden einfach nach Hause.
Vito klatschte sich auf dem Weg zum Auto im Foyer des Krankenhauses Beifall zum nun 5.geplanten Termin. Ungefähr so:


Er hat gestern abend zwar noch gebrochen, aber ansonsten ist er fit. Vielleicht übertrage ja auch ich meinen Kummer auf ihn....

1 Kommentar:

  1. Puh..oh man..ich kann nur erahnen wie es euch geht...ich drück Dich/Euch mal und hoffe dass es ENDLICH klappt...ich weiß noch wie ich vor Agnes Herz OP beieinander war...und solche Begegnungen wie ihr sie habt erinnern einem noch mal ganz genau an das , was wirklich wichtig ist ❤️

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