Ich wusste garnicht, dass Schulalltag überhaupt so etwas wie entspannt sein kann.....
Natürlich hat eine Lehrerin schon angerufen wegen vergessenen Hausaufgaben. Natürlich hat Miss Superküken wieder vergessen, ihren Taschenrechner mit ins Internat zunehmen.
Einer wusste noch garnicht bis Mitte der letzten Ferienwoche,ob und in welche Schule er geht. Ein berufsvorbereitendes Jahr sollte es sein,aber keine Schule traute sich zu, einen Autisten zu beschulen oder sie boten eine Schule an,die er vom Weg her nicht bewältigen kannWeg her Seine bisherigen 9 Jahre Schule waren alles andere als toll. Grundschule, Spezialklasse Lese-Rechtschreibschwäche, Schule mit Erziehungshilfe. In dieser Zeit gab es dann die Diagnose Asperger Syndrom, deshalb dann selbe Schule mit Einzelfallhelfer, Oberschule erst mit, dann ohne Einzelfallbelfer. Eine Odyssee.
Diese Jahre haben mich geprägt. Jedem Klingeln unseres Festnetztelefones folgt bei mir ein regelrechtes Zusammenzucken- auch heute noch. Vieles war schwierig,nichts war leicht,weniges war einfach. Ich habe gestandene Pädagogen zitternd in die Klasse gehen sehen und hilflos wieder raus. Einige gaben sich ganz viel Mühe, Schule für ihn erträglich zugestalten, andere viele beharrten auf ihr eingefahrenes starres System.
Ich bin ja eigentch nicht der Typ der Kniefälle macht. Es gilt, eine berufliche Zukunft zu finden. Noch bin ich da selbst etwas planlos.
In der neuen Klasse befinden sich 10 Schüler.
Auf meine Frage, wie es denn war am ersten Schultag, kam ein:
"Naja, es sind paar Rechte in der Klasse, mit denen muss ich halt versuchen, ein Jahr lang auszukommen." ...und drei Emigranten, die seit zwei Jahren in Deutschland leben und sehr gut Deutsch sprechen. Schule scheint nun das erste Mal Spaß zu machen, keine Hausaufgaben- nein er war nie faul! Schule war regelrecht Stress und nachmittags ging nichts mehr. Gechillte Lehrer,wie er sagt. Kein Muss, wenn er nicht kann- so darf er gerade im Sport auf der Bank sitzen,weil Fußball eben nicht geht. Und ich dachte,er hat nach fast nem halben Jahr schulfrei übelste Probleme, sich wieder in den Schulalltag einzufügen, aber...kein mürrisches Aufstehen morgens.
Letzte Woche gab es für mich ein Brett vor'n Kopp.
Zensur: 1
Das ich das noch erleben darf!
Tests sagen ja, er ist klug mit Defiziten,die seiner Besonderheit zuzuschreiben.
Nun gilt es für das kommende Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden. Die Nadel im Heuhaufen.
Aber heute wird sich erstmal ne Scheibe abgeschnitten. Von der Schule. Von den Menschen,die gerade mit ihm arbeiten.
Danke an alle, die uns in der ganzen Zeit beistanden, Mut machten, einfach nur zuhörten. Da waren und an mein Kind glaubten und immer noch glauben. Es wird nie einfach sein, aber gerade ist es anders einfach.
Wünsche Euch weiterhin alles Gute. Wir sind mit unserem Autisten grade an einem Punkt angelangt, wo nicht mehr viel geht. Suchen ein Heim, wo er nicht nur aufbewahrt wird, sondern am Leben teilhaben darf. Ist auch wie ne Nadel im Heuhaufen. Gut zu wissen, daß unser Vater im Himmel am besten weiß, was richtig ist. Er hat ihn uns vor 21 Jahren anvertraut und weiß auch heute, wieviel Kraft wir noch haben.
AntwortenLöschen